Kornweihe (Circus cyaneus)
Entgegen ihrem Namen brütet die Kornweihe nur ausnahmsweise in Getreidefeldern. Sie bevorzugt vielmehr niedrig bewachsene offene Flächen wie Moore, Heiden, Feuchtwiesen, steppenartiges Gelände oder Sanddünen, wie z.B. auf den deutschen und niederländischen Wattenmeerinseln.
Da solcherlei Flächen in Deutschland rar geworden sind, trifft man sie hier als Brutvogel leider nur noch selten an. Dagegen ist sie im Winterhalbjahr (etwa September/Oktober bis April) normalerweise die einzige Weihenart in Mitteleuropa und hier, abhängig vom örtlichen Nahrungsangebot, z.T. recht regelmäßig zu beobachten, denn viele nord- und nordosteuropäische Kornweihen überwintern bereits in unseren Breiten. Außerhalb der Brutzeit ist die Kornweihe recht gesellig und bildet manchmal in geeigneten Flächen große Schlafplatzgemeinschaften: Man hat in einem eng begrenzten Gebiet bis zu 216 Weihen gezählt, die zusammen auf dem Boden übernachteten!
Wie die anderen Weihen auch jagt die Kornweihe in der Regel flach gaukelnd mit leicht V-förmig angehobenen Flügeln und erbeutet dabei vor allem verschiedene Kleinsäuger, aber auch kleinere Vögel. Dabei nutzt sie auch ihr ausgezeichnetes Hör- und Ortungsvermögen: Ihr etwas eulenartiger „Gesichtsschleier“ leitet eintreffende Schallwellen gezielt an ihre Ohren weiter.
Die drei kleineren Weihenarten (Korn-, Wiesen- und Steppenweihe) sind sich oberflächlich sehr ähnlich und es erfordert viel Übung, sie im Freiland zu unterscheiden. Die Bestimmung setzt Spezialliteratur voraus und würde den Rahmen dieser Website sprengen, deshalb hier einige „Grundregeln“:
Eine im Winter in Mitteleuropa beobachtete Weihe ist fast immer eine Kornweihe! Diese Art ist am kräftigsten gebaut und besitzt die breitesten Flügel (mit 4 tief „gefingerten“ Handschwingen statt 3, wie bei den anderen beiden Arten).
Ausgefärbte Männchen sind oberseits blaugrau mit weiß abgesetzten Oberschwanzdecken. Unterseits kontrastiert die ebenfalls blaugraue Brust mit dem Weiß der übrigen Partien. Ausgedehnt schwarze Flügelspitzen sowie ein schmaler dunkler Flügelhinterrand sind ober- und unterseits zu erkennen.
Weibchen und Jungvögel sind sich recht ähnlich, oberseits bräunlich mit beigem Armdeckenfeld und weißen Oberschwanzdecken, unterseits auf weißlichem (adulte Weibchen) oder rostbeigem (Jungvögel) Grund längsgestreift. Jungvögel zeigen im Gegensatz zu ausgefärbten Weibchen vor allem unterseits sehr dunkle Armschwingen mit kaum erkennbarer Bänderung sowie eine sehr kontrastreiche Kopfzeichnung mit dunkler Iris des Auges (bei adulten Weibchen gelb).